Demo 29.06.2003, Rede von Petra Schmidt, BI Mörfelden-Walldorf Der Bau der Wartungshalle für den A-380 ist ein zentrales Projekt der Ausbaubetreiber. Fraport behauptet immer wieder, der Bau habe nichts mit einer Kapazitätserweiterung zu tun. Das ist eine Lüge.Im Generalausbauplan wird die Stationierung des A-380 als ein Meilenstein der Ausbauplanung bezeichnet. Die Halle ist der Türöffner für den Gesamtausbau mit über 200 Hektar Waldverlust im Norden für die neue Landebahn, dem Ausbau im Süden, der insgesamt 115 Hektar Wald kosten soll und, nicht zu vergessen, das riesige Terminal 3 auf dem Gelände der Air-Base. Der Wald wird als Sauerstoffproduzent, Luftfilter, Lärmschutz und Naherholungswald dringend im hochverdichteten Rhein-Main-Gebiet gebraucht. Mit der Vernichtung der ersten 20 Hektar Bannwald würde der Bodenlärm in Walldorf erheblich zunehmen. Das gälte erst recht, wenn die kompletten 115 Hektar Wald abgeholzt würden. Die Triebwerksprobeläufe des Airbus sollen im Freien stattfinden, auch in der Nacht. Es ist ein ungeheurer Zynismus von Fraport, erst den schützenden Wald abholzen zu wollen und dann auf den angeblichen Lärmschutz durch die Bebauung zu verweisen. Beim Bau der Cargo City Süd hat der Flughafenbetreiber genauso argumentiert. Doch die Fraport-Lärmwerte haben sich als Humbug erwiesen, es wurde viel lauter als vorhergesagt. Das wird beim A-380 ebenso sein. Wegen des Baus der Wartungshalle müßten die Okrifteler Straße und das Tor 31 verlegt werden. Dazu kommen noch ein Parkhaus, der Bau einer Abwasserreinigungsanlage im Bereich des Radarturms, eine Erweiterung der Flugbetriebsflächen im Bereich des jetzigen Bauhofes und drei große Baukomplexe im Ausbaubereich Süd. Das alles kostet weiteren Wald. Wenn der Ausbau im Süden erfolgt wäre, würde sich die Verkehrssituation in Mörfelden-Walldorf weiter zuspitzen, weitere Blechlawinen, die sich durch den Ort schieben, wären die Folge. Ich höre jetzt schon den Ruf nach mehr Straßen, um den Autoschlangen Herr zu werden. Schon heute wird von einigen Kommunalpolitikern versucht, umstrittene Verkehrsprojekte mit dem Hinweis auf den bevorstehenden Flughafenausbau durchzuboxen. Um den A-380 zu füllen, werden Zubringerflüge gebraucht. Die Halle soll auch zur Wartung für Flugzeuge anderer Fluglinien als der der Lufthansa dienen. Flugverkehr zu reinen Wartungszwecken wäre die Folge. Das wäre auch so, wenn die Halle innerhalb des heutigen Flughafen-Zauns gebaut würde. Jede Baumaßnahme auf dem bestehenden Betriebsgelände hat zur Steigerung der Flugbewegungen beigetragen. Diese selbstgeschaffenen sogenannten "Sachzwänge" sollen als Argument dafür herhalten, daß sich der Flughafen immer weiter ins Umland frißt. Ein Bau der Halle innerhalb des Flughafengeländes würde diese Tendenz zum unbegrenztem Wachstum fördern. Deshalb lehnen wir die Haltung der Stadt Mörfelden-Walldorf ab, die zwar den vorgesehenen Standort der Halle kritisiert, Bau und Betrieb innerhalb des heutigen Zauns aber begrüßt. Ginge es im Leben immer mit rechten Dingen zu, dann müßten wir uns heute hier gar nicht treffen, um gegen die Ausbauplanung zu protestieren. Im Planfeststellungsbeschluß von 1971 zur Startbahn West wurde der Bau einer neuen Bahn als abwegig bezeichnet. Noch 1995 lehnte die Hessische Landesregierung ein Wachstum des Flughafens über den Zaun ab. Aber wenn das Kapital ruft, dann springt die Politik gerne über jedes Stöckchen, das man ihr hinhält und ebnet den Weg für einen Flughafenausbau, dessen Dimensionen die der Startbahn West weit übersteigen. Der Ausbau im Süden wäre normalerweise nicht genehmigungsfähig: In der abschließenden Landesplanerischen Beurteilung des Regierungspräsidium zum Raumordnungsverfahren wurde ganz eindeutig der Verlust von 115 Hektar Wald hier im Süden abgelehnt: Nach dem Bundesnaturschutzgesetz dürfte dieser nicht wieder gutzumachende Eingriff in den Bannwald nicht erfolgen. Doch auf Druck des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums wurde dieser Passus geändert und damit der Weg frei gemacht für ein Verbrechen an Mensch und Umwelt, das selbst nach den Spielregeln der Hessischen Landesregierung ausgeschlossen sein sollte. Erinnert sich noch jemand an die versprochene Gesamtbelastungsstudie? Bis auf eine Vorstudie, die schnell in den Schubladen verschwunden ist, ist nichts mehr passiert. Warum wohl? Waren die Ergebnisse so erschreckend, daß man lieber nicht so genau wissen wollte, wie hoch die Rhein-Main-Region mit Schadstoffen und Lärm belastet ist? Durch den Ausbau des Frankfurter Flughafens würde es noch schlimmer werden, aber das will von den verantwortlichen Politikern niemand hören und Fraport und Lufthansa ist das erst recht egal. Jeder weiß, daß nach dem Flughafenausbau bis zu 1 Million Flugbewegungen möglich wären. Doch die Verantwortlichen weigern sich, irgendwelche Obergrenzen zu setzen. Dabei sind die Grenzen des Wachtums schon längst erreicht und das nicht nur hier in der Region. Unsere Erfahrungen zeigen, daß wir weder Politik noch Justiz trauen können und Fraport erst recht nicht. Wir können uns nur auf uns selbst verlassen. Der Kampf hat gerade erst begonnen. Deshalb stehen wir heute hier. Wir werden uns in unserem Protest nicht brav in die Gerichtssäle verbannen lassen, sondern immer wieder Aktionen machen, wann und wo es uns paßt, ob am Flughafen, vorm Landtag oder hier vor Ort im Wald. Wir wehren uns gegen den Ausbau des Flughafens, egal ob der im Norden oder Süden oder innerhalb des bestehenden Zauns geplant ist. Wir fordern ein sofortiges Nachtflugverbot von 22-06