Neu-Isenburg, den 24.01.2007
Rede von Ute Hänsel zur Ausstellungseröffnung "Verlogene
Landschaften"
Verlogene Landschaften
Ich möchte als Sprecherin der BI Neu-Isenburg
die Gelegenheit nutzen, einige Worte an Sie zu richten.
Vielen Dank an die Stadt Neu-Isenburg, dass
Sie diese Ausstellung ermöglicht hat.
Und natürlich ein herzliches Dankeschön
an den Künstler, dass er die bereits existierenden Folgen
des Flughafenausbaus in seinen Bildern festhält.
Verlogene Landschaften in verlogenen Zeiten.
Die professionellen Selbstdarsteller von Fraport gaukeln uns vor,
aktiv Umweltschutz für das Flughafenumland zu betreiben.
In Wahrheit frisst sich der Flughafen seit Jahrzehnten wie ein
Krebsgeschwür unaufhaltsam durch unseren Wald. Und nicht
nur das: die immer weiter steigende Anzahl an Flugbewegungen geht
bereits jetzt mit einer unerträglichen Schadstoff- und Lärmbelastung
für uns Flughafenanwohner einher.
Mit verlogenen Argumenten will Fraport auf
unsere Kosten Profite erwirtschaften. Wenn für eine neue
Rollbahn, Bannwald, geschützte Tierarten und tausend gesicherte
Arbeitsplätze mit Ticona weichen müssen, wenn im Lebensraum
von 100.000 Menschen keine Kindergärten, Schulen und Krankenhäuser
mehr errichtet werden dürfen, frage ich Sie: wo bleiben am
Ende wir?
Alle sprechen vom Klimawandel nur die Verantwortlichen
von Fraport nicht. Sie befinden sich auf einer Insel, auf der
Wirtschaftswachstum und Profit unabhängig von der Umwelt
stattfinden kann. Sie ignorieren, dass selbst der ehemalige Chef-Ökonom
der Weltbank Sir Nicholas Stern, vor den kathastrophalen Folgen
des Klimawandels warnt. Er prophezeit eine Weltwirtschaftskrise,
wenn die Treibhausgase nicht entscheidend reduziert werden. Unter
anderem macht er das Abholzen von Wäldern und das Fliegen
in Flugzeugen für die Treibhausgase verantwortlich. Wenn
wir diese Probleme ignorieren, untergraben wir unseren Lebensstandard
und schaden letztendlich dem Wirtschaftswachstum, soweit Sir Nicholas
Stern.
Was macht aber Fraport? Sie haben wieder
geschützten Bannwald vor unserer Haustür zerstört,
angeblich zu unserem Wohl, weil auf dieser Fläche eine gigantische
Halle für den A-380-Flieger entstehen soll. Damals war Eile
geboten, sonst wäre der Flughafen in seinem Standort gefährdet,
hieß es. Für diesen A-380 ist auch ein großes
Naturschutzgebiet in Hamburg geopfert worden. Jetzt sieht es so
aus, dass es gar nicht sicher ist, ob der A-380 in Hamburg gebaut
wird und es auch nicht sicher ist, wann dieses Flugzeug geliefert
wird. Das heißt auch, ob und wann die Halle hier überhaupt
gebraucht wird.Aber unser Wald und das Naturschutzgebiet in Hamburg
sind wieder ein Stück weniger. Und der Raubbau soll weiter
gehen, weil für eine neue Landebahn weiterer Wald gefällt
werden soll.
Wir hoffen, dass diese Ausstellung dazu beiträgt,
dass sich mehr Menschen ein eigenes Bild vom wahren Zustand des
Flughafenumlandes machen.
Wir können nur unsere ganze Kraft dafür
einsetzen um deutlich zu machen, dass mit diesem grenzenlosen
Wachstum unsere Grundlagen zerstört werden, oder wollen wir
sagen: Nach uns die Sintflut?
Ich danke Ihnen fürs Zuhören
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