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13.Juli 2011

Kassel Calden International - Zu Besuch auf der grössten und beinahe sinnfreisten Baustelle Europas

"Ach, Sie wollen zur Baustelle vom neuen Roland Koch-Flughafen ? Da müssen Sie den 120er Bus nehmen und dann noch ordentlich laufen ! " 
So richtig begeistert scheint der Kasselaner, der mir den Weg weist, von dem Flughafenprojekt nicht zu sein: " Schauen Sie sich das nur mal an. Mitten in einer Landschaft, wo der Hund begraben liegt, stossen Sie auf eine Baustelle wo der Bär tobt.  Laster um Laster fährt im Kreis herum ,um Erde aufzunehmen - und wieder abzukippen. Die versetzen regelrecht Berge- ohne Sinn !"

An der Bundesstrasse 7 hat das Management der Flughafen Kassel GmbH nach dem Vorbild des Berliner Grossflughafens BBI einen Infopavillion mit Aussichtsplattform errichten lassen. Die regionale Bevölkerung macht vom Baustelle-Gucken regen Gebrauch.

Die glückliche Firma, die den über 20 Millionen Euro schweren Zuschlag für die Erdarbeiten erhalten hat, ist die Kasselaner Hermanns Bau - eng verbandelt mit dem lokalen Kasselaner Establishment in Kommerz und Kultur - und der IHK, einem der Hauptpusher des Bauprojekts. Das ging freilich nur in Bietergemeinschaft mit Bickhardt Bau aus Kirchheim, welche die technische Leitung innehat und über eine nach polnischem (Tarif)recht organisierte Tochterfirma für Kostenminimierung sorgt. Neben der Baustelle stapeln sich 60 Wohn- und Bürocontainer.

Insgesamt 5 Millionen Kubikmeter Erde müssen für die Planierung der Startbahn bewegt werden, wozu über 50 Dumper und Schwerlaster in 3200 täglichen Fahrten in der Spitze 60000 Kubikmeter aufnehmen.

Den Abgang von Roland Koch hat das Projekt ohne grosse Blessuren überstanden. Entstanden war es 1999 auf der Basis einer Bedarfsprognose der damaligen Flughafen AG Frankfurt, welche sich als Fraport 2009 von ihren alten optimistischen Berechnungen (1,5 Millionen Passagiere/Jahr) distanzierte: Nach dem Ausstieg aus "Frankfurt-Hahn"  wolle man sich auf ein ähnliches unternehmerische Risiko in Calden nicht einlassen. Gleichwohl ist die Fraport -wohl auf Druck der Landesregierung- seit 2001 kontinuierlich über einen Beratervertrag mit dem ausgeliehenen Manager Jörg Ries in Calden präsent. Vorsitzender des Aufsichtsrats ist weiterhin der hessische Finanz- und Schuldenminister, nun in Person von Thomas Schäfer. Der lieferte die Durchhalteparolen für die Wichtigkeit des Projekts  bei der Spatenstichfeier -einem traurigen Plagiat des 8.5.2009 in Frankfurt- am 10.3.dieses Jahres, erst kürzlich gefolgt von einem Scheck über 114 Millionen Euro seitens Verkehrsminister Dieter Posch.  

Etwa 30 Leute demonstrierten lautstark, eine Demonstrantin hatte es sogar unter die Ehrengäste geschafft und wurde von der Security unsanft entfernt.
Kein Wunder, dass der Flughafen auf Protest nervös reagiert: Das Projekt ist wirtschaftlich so sinnfrei, dass ein Punkt, an dem sich ein Bauabbruch nicht mehr lohnt, keinesfalls auszumachen ist.   

Die Anwohner unter der Einflugschneise von Calden International fürchten nicht ohne Grund, dass der Flughafen auch die "schmutzigsten" Verkehre wird annehmen müssen- Charter- und Frachtflüge zu nachtschlafener Zeit. Mit einer Petition und einer Spendensammlung zur Finanzierung eines Gutachtens wollen sie erreichen, das dem Flughafen eine Umfliegung der Nachbarstädte auferlegt wird. Prominentester Fürsprecher ist Jürgen Trittin, der Südniedersachsens Grüne in Berlin vertritt, Schön, dass es in Hannoversch Münden und Kassel noch Grüne gibt, die nicht wie im Frankfurter Magistrat mit ungehemmter Airport-Expansion ihren Frieden gemacht haben.

"Zumindest meine Kinder finden die Baustelle richtig toll" meint eine Anwohnerin in Calden. Viel Hoffnung auf einen Aufschwung in Calden macht sie sich nicht: "Wo sollen hier denn genug Leute herkommen, die das Geld haben häufig zu fliegen?"




Fotos und Bericht: Peter Illert

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