24. September 2012, Frankfurter Flughafen, Terminal 1

Fünfunddreißigste Montagsdemonstration im Terminal

Rede von Carola Gottas, BI Flörsheim-Hochheim

An Tagen wie diesen....
In Zeiten wie diesen, in denen es uns erzählt wird, es gehe nur noch darum, schneller, weiter und höher zu kommen und dabei billiger zu sein als die Konkurrenz, wird verschleiert, was wirklich wichtig ist: die Erde als unsere Lebensgrundlage und unser eigenes Leben.

Fraport will immer weiter expandieren, um im weltweiten Markt ganz oben zu stehen: Mit Terminal 3 sollFrankfurt von Platz 9 auf Platz 4 oder sogar 3 rücken. Es geht schon lange nicht mehr darum, die Bedürfnisse von Menschen zu befreidigen, Nein, es geht darum, dass den Profit zu steigern. Koste es was es wolle! Die Unternehmen in diesen Zeiten wollen alles und das immer schneller, größer und machtvoller. Früher wurde uns noch erzählt, „wenn's der Wirtschaft gut geht, geht's uns allen gut“ - aber das hat sich schon lange als Lüge erwiesen. Der Frankfurter Flughafen wächst, ihm geht's gut – aber uns geht es umso schlechter. Und dafür werden wir auch noch zur Kasse gebeten. Nicht die Konzerne bezahlen für Umweltbelastungen durch Schadstoffe und Lärm – diese Produktionskosten werden vom Staat übernommen und damit uns, den Steuerzahlern aufgebürdet.

Wir bezahlen das alles mit unseren Steuergeldern. Schaut nach Berlin! Das sind unter anderem auch unsere Steuergelder, die dort ins Bodenlose versenkt werden! Schaut auf das CASA2 Projekt- dass sind unter anderem auch Millionen von unseren Steuergeldern! Schaut auf die jetzt schon gestiegenen Gesundheitskosten! Die werden nicht von Fraport übernommen - Das sind unserer Sozialbeiträge! Wir bezahlen mit unserem Geld und unserer Gesundheit. Wir als Anwohner bekommen Atemwegserksankungen, Herz-Kreislauf Probleme, Schlafstörungen, Neurodermitis,.... und einen früheren Tod.

Wir sind nicht bereit unser Geld, unsere Gesundheit, unser Leben und das Leben unserer Nachkommen und des Planeten zu opfern für profitgierige Unternehmen – die sich auch noch „nachhaltig“ nennen - und Politiker, die in diesem kapitalistischen und lobbyhörigen System gefangen sind. Oder sind sie nicht gefangen, sondern machen das mit vollem Bewusstsein?

Fragen wir uns doch mal, was wir wirklich brauchen: eine gesunde Umgebung, Gesundheit, Freiheit

Und was bedeutet in diesem Sinne Fortschritt? Uns wird erzählt, Wachstum sei Fortschritt – aber trotz gewaltigem Wachstum hat sich unsere Gesundheit und die Gesundheit unserer Umwelt verschlechtert. Fortschritt ist für uns kein Billigflug in die Karibik, sondern Ruhe an unserem Wohnort.

Wir lassen uns nicht erzählen, dass die Landebahn und Terminal 3 Fortschritt und Wohlstand für die Region bedeutet. Wohlstand bedeutet für uns, Ruhe und schadstoffreie Luft. Wir lassen uns nicht erzählen, es sei alles eine Sache der Einstellung der Gewöhnung. Wir werden uns nicht an die dauernde Lärm- und Schadsstoffbelastung gewöhnen! Ich brauche nicht jeden Montag hier zu demonstrieren, ich würde meine Montagabende gern wieder in Ruhe genießen – das wäre für mich Wohlstand und Fortschritt- , aber so lange es nötig ist, werde ich hierher kommen, genau wie wir alle. Es ist viel über die Südumfliegung gestritten worden letzte Woche. Da streiten wir nicht mit! Egal, wie die Routen verlaufen, es kann nur Verlierer geben und wir wollen ein lebenswertes Leben für alle. Das einzig Gute an der Südumfliegung ist, dass unser Protest noch stärker werden wird!

Die Entscheidung auf die Gerichte zu hoffen, war auch eine falsche und deshalb stehen wir nun gemeinsam jeden Montag hier! Dieser Fehler darf uns nicht noch einmal passieren, deshalb müssen wir gemeinsam den Bau des Terminal 3 verhindern! Es darf nicht gebaut werden! Der Flughafen darf nicht weiter wachsen! Stoppt den Ausbau des Flughafens sofort!

An alle Entscheidungsträger, an alle Politiker : Geben Sie endlich zu, dass die neue Landebahn ein Planungsfehler ist und dass auch Sie allmählich begreifen, dass immer mehr Macht und Geld für Einzelne das Verderben von Vielen bedeutet. Unser Planet und unsere Gesundheit gehören nicht Ihnen, sondern uns allen!

Wir kämpfen weiter und hoffen, dass nicht erst der letzte Baum gerodet, der letzte Fluß vergiftet und der letzte Fisch gefangen sein wird, bis Sie verstehen, dass man Geld nicht essen kann!

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