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18. Februar 2013, Frankfurter Flughafen, Terminal 1

Einundfünfzigste Montagsdemonstration im Terminal

Rede von Wilma Frühwacht-Treber bei der 51. Montagsdemo zur Norah-Studie
Anrede,

Die Lärmwirkungsstudie NORAH („Noise-Related Annoyance, Cognition, and Health“, deutsch etwa „Zusammenhänge zwischen Lärm, Belästigung, Denkprozessen und Gesundheit“) hat das Ziel, eine möglichst repräsentative und wissenschaftlich abgesicherte Beschreibung der Auswirkungen des Lärms vom Flug-, Schienen- und Straßenverkehr auf die Gesundheit und Lebensqualität der betroffenen Wohnbevölkerung zu erhalten. Um dieser gesamtheitlichen Erforschung der Wirkung von Verkehrslärm nachzugehen, haben sich mehrere renommierte Forschungs- und Fachinstitutionen der Medizin, Psychologie, Sozialwissenschaft, Akustik und Physik zu einem Forschungskonsortium zusammengeschlossen. Die Untersuchungen werden vornehmlich im Rhein-Main-Gebiet sowie teilweise auch in den Regionen um die Flughäfen Berlin-Brandenburg, Köln/Bonn und Stuttgart durchgeführt. Auftraggeber der Lärmwirkungsstudie NORAH ist die Gemeinnützige Umwelthaus GmbH (UNH) in Kelsterbach.

Wie ist es zur Norah-Studie gekommen: Seit 2002 führt das Frankfurter Amt für Gesundheit den Workshop Flughafenhygiene durch. Beim 8. Workshop am 01. Dezember 2011 stand die Frage der Fluglärmwirkungen im Mittelpunkt. Hier wurde die Norah-Studie zum ersten Mal öffentlich präsentiert. Zur Historie der Norah-Studie gehört: die Belästigungsstudie des Regionalen Dialogforums (RDF), die Schlafstudie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, die Fallkontrollstudie FlughafenKöln/Bonn zum Risikofaktor nächtlicher Fluglärm, die multizentrische RANCH-Studie, die Inntal-Lärm-Studie sowie verschiedene niederländische Studien.

Man sollte also meinen, es gibt genug Studien, in denen wissenschaftlich belegt wird, was wir sowieso schon alle wissen: Fluglärm und Schadstoffe machen die Menschen krank. Nein, irgendwoher kam die Idee, noch größer und umfangreicher die gesundheitlichen Auswirkungen von Fluglärm zu untersuchen: Das Forum Flughafen und Region (FFR) und das Umwelt- und Nachbarschaftshaus (UNH) griffen diese Idee auf. Im April 2010 wurde eine Expertenanhörung zum aktuellen Stand von Wissenschaft und Forschung veranstaltet. Und wen wundert es, das Experten zu dem Ergebnis kommen, es muss noch weiter geforscht werden, denn Forschung bedeutet, es fließen öffentliche Gelder. Das Umwelt- und Nachbarschaftshaus hat mit Vertretern der Fraport und der Kommunen und in wissenschaftlicher Begleitung durch das Öko-Institut Darmstadt Vorschläge erarbeitet. Ein Begleitkreis mit den Stakeholdern Luftfahrt und Kommunen und ein Steuerungskreis zur Erreichung rascher Entscheidungen wurde gebildet. Zusätzlich wurde eine externe Qualitätssicherung mit Fachleuten gebildet. Auftraggeber der Studie wurde die gemeinnützige Umwelthaus GmbH, die als „neutrale Stelle“ das Management, die Finanzierung und die wissenschaftliche Begleitung zu organisieren hat. Im September 2010 fand zu der Norah-Studie eine Anhörung im Hessischen Landtag statt und die bisher vorgesehene Finanzierung von zwei Mio. Euro wurde auf 4 Mio. erhöht.

Danach wurde im Rahmen eines Teilnehmerwettbewerbs ein Studiendesign erstellt und eine europaweite Ausschreibung durchgeführt. Im April 2011 wurde der Auftrag für die Norah-Studie an ein Konsortium von neun Forschungsfirmen vergeben. Gefeiert wurde dabei, dass das Ziel, Basiserhebungen über die sechs verkehrsreichsten Monate von April bis September vor Eröffnung der neuen Landebahn durchführen zu können, erreicht wurde.

Die Studie umfasst drei große Module (Belästigung, Gesundheit und Kinder) und je eine Teilstudie an den Flughäfen Berlin, Stuttgart und Köln/Bonn. Die eingesetzten Messmethoden sind vielfältig, sie beinhalten: akustische Berechnungen und Messungen, physiologische Messungen, psychologische Testverfahren, Befragungen von gesetzlich versicherten Probanden und Sekundäranalysen von Krankenhausdaten.

Ich bin Studienteilnehmerin beim Blutdruckmonitoring. Das gehört zum Modul 2 Gesundheit. Ich habe eine Reihe von Telefon-Interviews mitgemacht, jetzt messe ich meinen Blutdruck zweimal täglich drei Wochen lang, nachdem ich durch Studienpersonal geschult worden bin. Es ist längst bekannt, das Fluglärm zu Stress und Bluthochdruck führt sowie das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Es gibt viele Studien, die dies bereits belegen.

Warum dann noch die Norah-Studie? Ganz einfach: Es gibt, sagt der Geschäftsführer des Umwelthauses Günther Lanz, noch Forschungslücken, welche geschlossen werden müssen. Lebensstilfaktoren, wie z. B. Rauchen oder Alkohol wurden bisher nicht ausreichend berücksichtigt. Auch Einflussgrößen zur Ermittlung des kardiovaskulären Gesamtrisikos werden zusätzlich erhoben, d. h. das Körpergewicht wird festgestellt, der Bauch- und Tallienumpfang wird gemessen. Weitere Faktoren werden erfragt: früheres Rauch- und Alkoholverhalten, psychische Erkrankungen, Herzkreislauf-Erkrankungen und Nierenerkrankungen. Diese Erkrankungen werden auch über die Verwandtschaft 1. Grades erfragt. Es wurden dazu bereits Teilstudien mit Probanden der Schlafstudie durchgeführt. Diese Teilstudie mit Querschnitt- und Längsschnittuntersuchungen ermöglicht die Bearbeitung der Fragestellung nach dem Einfluss: von chronischem Fluglärm, sich veränderndem Fluglärm, Straßen- und Schienenlärm auf den Blutdruck und auf das kardiovaskuläre Risiko unter Berücksichtigung der jeweils anderen Lärmquellen.

Ich halte es für sehr beachtlich, dass das jetzt alles festgestellt wird, wenn ich morgens und abends an meinen Schreibtisch in meinem Haus in Mörfelden sitze und meinen Blutdruck messe und diese Daten punktgenau zweimal am Tag über das mit dem Blutdruckmessgerät verbundene Handy zum Forschungsinstitut der Norah-Studie übermittelt wird. Ich verstehe dies als Nicht-Wissenschaftlerin womöglich nicht so richtig, aber es gibt auch Wissenschaftler, die es nicht verstehen.

Wieso fordern namhafte Mediziner aus Kliniken des gesamten Rhein-Main-Gebietes den Abbruch der Norah-Studie? 100 Ärzte haben dazu einen offenen Brief geschrieben. Sie argumentieren, dass es bereits ausreichend nationale und internationale Studien mit sicheren Erkenntnissen über die Auswirkungen von Fluglärm und Emissionen auf die betroffene Bevölkerung gibt. Die Norah-Studie ist bis Mitte 2014 ausgelegt und verhindert damit ein sofortiges Handeln zum Schutz der Bevölkerung. Die Mediziner aus dem Rhein-Rhein-Gebiet berufen sich auch auf eine Resolution des Deutschen Ärztetages vom Mai 2012. Darin wird die Politik aufgefordert, die Bevölkerung vor den Folgen des Flugverkehrs durch Flugzeug-Abgase und Lärmemissionen nachhaltig und umfassend zu schützen. Also wozu die Norah-Studie? Nach Beendigung der Studie wird ihre Glaubwürdigkeit und Aussagefähigkeit mit Gegengutachten in Zweifel gezogen. Und Irgendjemand wird sowieso wieder Forschungslücken finden. Die bisherige Studienlage ist erschöpfend und eindeutig. Wir brauchen keine Norah-Studie für inzwischen 7 Mio. Euro, die feststellt, was wir ohnehin schon alle wissen: Fluglärm macht krank!


Quellenangabe (wird nicht vorgetragen): Hessisches Ärzteblatt 7/2012 Die Norah-Studie zu Fluglärmwirkung von Dr. med. Ursel Heudorf, Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt. Hessisches Ärzteblatt Juli 2012 Frankfurter Rundschau, 02. August 2012 Ärzte fordern Abbruch der Fluglärmstudie von Felix Helbig und Friederike Tinnappel.
Norah-Studie Fluglärm: Ärzte fordern Abbruch der Fluglärmstudie ... Warum die Norah-Studie unethisch ist Rede von Prof. Dr. med. Ernst-H. Scheuermann anlässlich der 31. Montagsdemo am 27. August 2012. Warum die NORAH-Studie unethisch ist - Eintracht gegen Fluglärm Chronik NORAH Studie vom 09.11.2012 Umwelthaus - Chronik NORAH Studie

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