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25. Februar 2013, Frankfurter Flughafen, Terminal 1

Zweiundfünfzigste Montagsdemonstration im Terminal


Rede von Pfarrerin Silke Alves-Christe, Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde in Frankfurt

Liebe Mitstreiter und Mitstreiterinnen!

Wenn ich mich samstags bei der Predigtvorbereitung nicht konzentrieren kann, dann freue ich mich darauf, am Montag wieder mit Ihnen allen hier zu sein. Wenn ich auch sonntags um 5 Uhr aus dem Schlaf gerissen werde und bis zum Gottesdienst keine Ruhe mehr finde, dann hilft es mir zu wissen, daß ich am Montag wieder mit Ihnen allen im Terminal demonstrieren werde. Sie alle, die Sie hier sind, geben mir Kraft, die Woche unter der Überflugbelastung etwas besser zu bestehen. Dafür möchte ich jedem und jeder einzelnen herzlich danken. Auch dafür danke ich Ihnen, daß Sie ja nicht nur für sich selber hier stehen, sondern auch stellvertretend für die, die gar nicht die Kraft und das Geldund die Gesundheit haben, um Montagfür Montag hier dabei zu sein.

Wenn Politiker - gleich welcher Partei - mit Kirchenvertretern zusammentreffen, dann betonen sie jedesmal, wie wichtig für unsere Gesellschaft christliche Werte seien.

Auch von Schäfer-Gümbel, ja sogar von Koch und von Bouffier habe ich das schon gehört. Angesichts der extremen Belastung großer Teile der Bevölkerung durch ständige Überflüge frage ich mich, was solche "Sonntagsreden" von Politikern wirklich wert sind und möchte heute einmal daran erinnern, was christliche Werte wirklich sind. Ich habe mir dazu das Naheliegendste ausgesucht und möchte kurz zu einigen der 10 Gebote der Bibel Stellung nehmen.

Das 1. Gebot lautet: Ich bin der Herr, dein Gott.
Du sollst nicht andere Götter haben neben mir:

Viele Wirtschaftsunternehmer unserer Tage haben einen erstaunlich festen, unerschütterlichen Glauben. Sie glauben unbeirrbar an ein nicht endendes Wachstum. Sie glauben, daß es immer so weitergehen kann mit ihrer Gewinn-maximierung. Ihr Götzendienst ist die Anbetung von Geld, Gewinn und Rendite. Sie sind vernarrt in ihren Profit. Die Bibel nennt solche Götter Mammon und sagt: Du kannst nicht Gott dienen und dem Mammon. 

Wir alle hier sind Opfer eines solchen Irrglaubens, einer solchen Vergötterung des Wachstums. Menschen, die eine Wachstumsideologie als Götzen anbeten, verlieren den Blick dafür, wie sehr sie anderen Menschen Schaden zufügen.

 

Das 2.Gebot: Du sollst den Namen Gottes nicht mißbrauchen.
Dazu möchte ich nur sagen: man soll auch das C für „christlich“ nicht mißbrauchen, d.h. nicht im Namen führen, wenn man nicht bereit ist, sich seinen Mitmenschen gegenüber christlich zu verhalten, sprich: sich dafür einzusetzen, daß Menschen nicht länger unerträglichen Belastungen ausgesetzt werden.


Das 3. Gebot: Du sollst den Feiertag heiligen.
Ich bin davon überzeugt, daß es für unser aller Gesundheit wichtig ist, einen Tag in der Woche herauszunehmen aus dem Jagen nach Gewinn, daß es allen gut tun würde, einen Tag zu ruhen von unseren Werken. Mir gefällt ein Slogan, mit dem die Kirche sich für den Schutz des Sonntags einsetzt. Er lautet: Ohne Sonntag gibt‘s nur noch Werktage. Aber bei uns unter der Einflugschneise gibt es sowieso nur noch Werktage. Wenn schon um 5 Uhr die Sonntagsruhe zerrissen ist, dann wird es mir als Christin verwehrt, den Sonntag heilig zu halten. Die Formulierung unseres Grund-gesetztes, daß der Sonntag als Tagder seelischen Erhebung gesetzlich geschützt ist, empfinde ich als Hohn.

 

Das 5. Gebot: Du sollst nicht töten.
Martin Luther hat erklärt, daß dieses Gebot viel weiter zu fassen ist als nur auf direkte Tötungsdelikte:

Er schrieb im Kleinen Katechismus: Was ist das?

Wir sollen Gott fürchten und lieben,dass wir unserm Nächsten an seinem Leibe keinen Schaden noch Leid tun, sondern ihm helfen und beistehen in allen Nöten.

Diese Hilfe ist genau das, was wir unter der Einflugschneise dringend brauchen.

Einen solchen Hilferuf trage ich jeden Montag auf meinem Schild mit mir herum.

Darauf habe ich geschrieben:

Ich brauche Hilfe!
Ich kann mich nicht mehr konzentrieren!
Ich kann nicht mehr (ausreichend) schlafen!
Ich kann nicht ungestört arbeiten!
Ich kann nicht mehr in Ruhe lesen!
Ich kann mich nicht mehr entspannen!

Ich lebe in einem Unrechtsstaat, der die Geldgier der Fraport höher achtet als mein Recht auf körperliche Unversehrtheit.

Das 6.Gebot: Du sollst nicht ehebrechen.
Zu allem Schaden, den die Flughafenerweiterung unserer Region gebracht hat, muß ich als Seelsorgerin hinzufügen, daß die Überflugbelastung sogar den Bestand von Ehen und Familien gefährdet. In vielen Häusern unter der Einflugschneise steigt die Gereiztheit. Der Haussegen hängt schief.Etwa so: Er will nur noch weg, sie kann sich nicht vorstellen ihre Heimat zu verlassen. Was für eine Zerreißprobe wird den Ehen und Familien zugemutet!

Es darf doch nicht sein, daß Fraport auch noch die Scheidungsrate erhöht!


Das 7. Gebot: Du sollst nicht stehlen.
Eigentum und Besitz sindin unserem Rechtsstaat nicht mehr geschützt. Stille Enteignung, besser gesagt laute Enteignung ist an der Tagesordnung, wenn Häuser und Grundstücke von einem Tag auf den anderen eine solche Wertminderung erfahren.


Zum Schluß noch kurz zum 8. Gebot: Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
Sie alle wissen, wie viele Lügen, gefälschte Statistiken, Gefälligkeitsgutachten, geschönte Berechnungen, gebrochene Versprechen und falsche Versprechungen diese Landebahn überhaupt erst möglich gemacht haben. Eine Landebahn, die auf so viel Lug und Trug gebaut ist, darf keinen Bestand haben.Eine Fehlentscheidung wird nicht dadurch richtig, daß sie teuer war.

Ich rufe alle, die christliche Werte im Munde führen, dazu auf, ihrer Rede auch Taten folgen zu lassen. Und ich rufe alle, die andere Götter verehren, die Götter des Profits und des Geldes, dazu auf, sich wenigstens an das Grundgesetz zu halten.


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Kein Flughafenausbau - Für ein Nachtflugverbot von 22 - 06 Uhr