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23. Juni 2014, Frankfurter Flughafen, Terminal 1
Einhundertvierte Montagsdemonstration

Dekanin, Pfarrerin Eva Reiß, Offenbach

Liebe Mitstreitende hier auf der Montagsdemo,

letztens war es wieder soweit, dass ich deutlich spürte, dieser Flughafenausbau stört nicht nur meinen Schlaf, meinen Aufenthalt im Freien und das Arbeiten bei offenen Fenster, sondern beeinflusst mein Leben in allen Bezügen und Beziehungen sehr deutlich.

Im Kreis der Kolleginnen und Kollegen lud ich ein, mit zu protestieren und sich solidarisch zu zeigen. Kommt mit auf die Montagsdemo, war die Aufforderung. Setzt Euch mit vielen anderen dafür ein, dass die gesundheitlichen Belastungen für die Menschen in dieser Region nicht noch weiter steigen, sondern weniger werden. Immerhin leiden wir in Offenbach und in Flörsheim, in Mainz und in Mühlheim nicht nur zuhause, in den Parks und Gärten, sondern auch auch in der Kirche,im Gottesdienst und bei den Trauerfeiern auf dem Friedhof unter dem Lärm und dem Krach.

Lärm und Dreck, der Krach muss weg.

Ein geschätzter Kollege aus der Wetterau fragte mich dann: Wie viele von den Demonstranten fliegen denn eigentlich selbst? Er hatte es nicht verstanden, dass wir gegen denAusbau sind, der immer weiter vorangetrieben wird. Es dauerte einige Zeit, ihm das klar zu machen, ob ich ihn überzeugt habe, weiß ich nicht. Unser Streitgespräch bleibt uns beiden sicher noch lange in Erinnerung und wird unsere kollegiale Zusammenarbeit beeinflussen. Der Lärm stört also auch Arbeitsbeziehungen. Dabei hat die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau in einer Stellungnahme deutlich ausgesprochen: (ich zitiere) Die Belastbarkeit des Ballungsraums Rhein-Main für Mensch und Natur ist durch das stete Wachsen des Flughafens erschöpft. Die ökologischen und gesundheitlichen Auswirkungen sind nicht mehr hinnehmbar. Immer fortschreitende wirtschaftliche Expansion ist da zu Ende, wo die Erhaltung der Schöpfung nicht mehr gewährleistet ist.

Um es mit anderen Worten zu sagen: Der weitere Ausbau des Flughafens muss auch aus theologischen Gründen verhindert werden.

Ja, Lärm stört Beziehungen. Ich denke dabei auch an die familiären und partnerschaftlichen Beziehungen der Menschen, die hier arbeiten. Wenn morgens um 5 Uhr die erste Maschine abgefertigt werden muss, dann hat das ja einen Vorlauf. Wann müssen die denn bitte aufstehen, ihre Familien und Wohnungen verlassen, um hier zu arbeiten? Wann kommen Sie zurück? Was hat das für Auswirkungen auf Familie und Partnerschaft und letztlich auf das Zusammenleben der Menschen in der Rhein-Main Region? Wir sind nicht gegen Arbeitsplätze auf dem Flughafen, auch nicht gegen die Menschen, die hier arbeiten, sondern auch für sie wollen wir ein Flugverbot für die gesetzliche Nacht von 22-6-Uhr, eine Nachtruhe von 8 Stunden, auch für sie rufen wir: wir sind hier, wir sind laut, weil man euch die Ruhe klaut.

Als Pfarrerin in Offenbach mache ich mir auch Sorgen um die Beziehungen, die die Gemeindemitglieder untereinander haben und um ihre Gottesbeziehung. Auch hier stört der Lärm gewaltig. Mit Gottesdiensten und Konzerten wollen wir Menschen trösten, sie stärken und ermutigen für ihr Leben angesichts der vielen Probleme, die sie haben. Ich glaube nicht, dass Gott sich vom Fluglärm beeinträchtigen lässt. Gottes Zusage, uns Menschen zu begleiten gilt immer und überall und unter allen Umständen. Aber was ist, wenn ich diese Zusage nicht mehr ungestört wahrnehmen kann? Was ist, wenn ich statt der Orgel ein Flugzeug durch den Kirchraum hallen höre? Was ist, wenn ich auf dem Friedhof mehr mit den Gedanken bei dem Krach bin als bei dem guten Wort Gottes, dass mir verspricht im Leben, Sterben und im Tod von Gottes Liebe umgeben zu sein? Gehe ich dann nach Hause ohne diesen Trost im Herzen? Statt Jubel und Freude über Gottes Gegenwart zu allen Zeiten, bin ich ärgerlich, verwirrt und wütend. Wie sind hier, wir sind laut, weil man uns Freude klaut.

Ich will nochmal zurück zu meinem Kollegen, der glaubte, dass man gar nicht fliegen darf, wenn man gegen Fluglärm ist. So ist es ja nicht. Gerne hole ich Freunde aus dem Ausland am Flughafen ab und fahre mit Ihnen nach hause, zeige Ihnen die schöne Rhein-Main –Region und bringe sie dann nach einiger Zeit wieder zum Flughafen und sie fliegen zurück in ihre Heimat. Aber warum soll der Frankfurter Flughafen eigentlich ausgebaut werden, damit Menschen hier ankommen, einkaufen, umsteigen und abfliegen? Menschen, zu denen wir keinen Kontakt bekommen, keine Beziehungen aufbauen können? Darum muss ganz klar die Anzahl der Flugbewegungen begrenzt werden. Der Deckel muss drauf. Soll ich meinen Freunden sagen, ich komme nicht, weil ich nicht fliege? Oder besucht mich besser nicht, denn ich bin gegen Fluglärm? Das stört dann unsere Beziehung. Vielmehr: der Deckel muss drauf. Wir brauchen kein Terminal drei, um noch mehr Passagiere abzufertigen, die dann wieder auf noch einer und noch einer weiteren Landebahn ankommen oder abfliegen. Das ist eine Spirale, die wir stoppen müssen, wenn wir hier in dieser Region auch noch leben wollen.

Deswegen lasst uns weiter protestieren gegen den Ausbau dieses Flughafens, weil dieser Ausbau unserer Gesundheit, unseren Lebensbeziehungen und unserer Gottesbeziehung schadet.

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Bündnis der Bürgerinitiativen
Kein Flughafenausbau - Für ein Nachtflugverbot von 22 - 06 Uhr