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22. September 2014, Frankfurter Flughafen, Terminal 1

Einhundertelfte Montagsdemonstration

Hans Schinke, Offenbach

Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

wir können unseren Frust über das, was in den vergangenen Tagen passiert ist, bei der heutigen 111. MontagsDemo mit einem Schnaps herunterspülen. Besser ist es, wenn wir unsere Wut, unseren Zorn, unsere Empörung, unseren Protest und vielleicht auch unsere Ohnmacht laut herausschreien. Ich sollte ursprünglich reden über „Den Goldesel für Fraport und seinen Mist für die Region.“ Nach den Ereignissen der letzten Woche passt diese Thematik für unsere Veranstaltung überhaupt nicht. Deshalb heißt die Überschrift für heute Abend: „Eine ganze Region im Würgegriff der Fraport AG“

Nur durch Zufall ist vor wenigen Tagen bei einem Wirbelschleppenunfall eine Raunheimer Familie ganz knapp dem Tode entgangen. Und was machen die Verantwortlichen? Sie machen dem Familienvater auch noch Vorhaltungen, übrigens auch das Wirtschaftsministerium in Wiesbaden, dass er trotz Anspruchs bislang keinen Antrag auf Klammerung seines Daches gestellt habe. Hier wird, meine Damen und Herren, das eigentliche Opfer zum Täter gemacht, der durch sein unverantwortliches Verhalten die eigene Familie gefährdet habe. Ihm die Schuld zuzuschieben und die Dinge so auf den Kopf zu stellen, das ist ein Skandal und schlichtweg eine Sauerei!!! Muss denn erst die Staatsanwaltschaft beim nächsten Zwischenfall mit Todesfolge ein Verfahren gegen die Fraport AG wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung einleiten, damit endlich etwas passiert und sich die Menschen in Raunheim und Flörsheim wieder sorglos im Garten oder auf der Strasse aufhalten können???? Wenn das die Verantwortung ist, die der gute Nachbar Fraport angeblich für die Menschen in der Region wahrnimmt, dann gute Nacht. Jeder kann sich leicht ausmalen, was uns allen und der Region mit dem Terminal 3 in Zukunft noch blüht, meine Damen und Herren!!!!

Aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums des Aircargo Clubs Deutschland im Oktober 2013 rief der frühere Fraportchef, Dr. Wilhelm Bender, die hiesige Luftfahrtindustrie dazu auf, die Deckung zu verlassen und in den Angriffsmodus umzuschalten. In Sachen Luftverkehr müsse man endlich der Meinungsführerschaft und Deutungshoheit von Interessengruppen und lautstarken Minderheiten entgegentreten. Bender bezog sich dabei vor allem auf unsere anhaltenden MontagsDemos. In der letzten Woche hat das Imperium mit der Veröffentlichung einer Forsa-Umfrage zurückgeschlagen, bei der vom 27. August bis zum 03. September 1.000 Hessen über 18 Jahre telefonisch zum Flughafen befragt wurden. Was ist dabei herausgekommen?

•  Zum Beispiel halten 50% der Befragten die neue Landebahn für richtig. 58% glauben, dass ihr Bau für die wirtschaftliche Entwicklung und die Jobs in der Region wichtig war. Da hat die Propagandaabteilung der Fraport AG ganze Arbeit geleistet. Wieder einmal wird der Flughafen als Jobmotor maßlos überschätzt. Richtig ist, dass Fraports 600 Mio.-Bahnprojekt bislang die erwarteten Zusatzerlöse gar nicht bringen kann, weil die Anzahl der Flugbewegungen derzeit sogar noch geringer ist als vor der Bahneröffnung. Im Jahr 2011 lagen die Jobs am Flughafen bei 75.000. Zwei Jahre danach sind gerade mal 3.000 dazugekommen, die meisten davon durch reine Verlagerung von Arbeitsplätzen. Die von Fraportchef Schulte für 2015 prognostizierten 95.000 Jobs erweisen sich damit als reine Phantasiegebilde, um die politischen Entscheidungsträger gezielt zu beeinflussen und die Öffentlichkeit bewusst zu täuschen, meine Damen und Herren!!!

•  Ganz anders und deutlich skeptischer fallen die Antworten beim Thema ‚Lärm und Belastung' aus. Nur 23% denken, dass der Flughafen hier genug tut, um die Lärmbelastung zu verringern, und nur 27% glauben an die internationale Vorreiterrolle der Fraport beim Lärmschutz. Die Mehrheit allerdings weiß gar nicht, was sie antworten soll. Das ist eine schallende Ohrfeige für den Flughafenbetreiber und seinen Chef, der nicht müde wird zu behaupten: „Das Thema Lärmschutz spielt bei Fraport nicht erst seit heute eine Schlüsselrolle und es wird uns weiter antreiben. Die Belange der Menschen in der Region sind uns wichtig.“!!!
Die Realität der Betroffenen, Herr Dr. Schulte, sieht aber völlig anders aus. Tagtäglich machen wir doch die leidvolle Erfahrung, dass Sie den Krach nicht in den Griff bekommen. Und trotzdem halten Sie rücksichtslos an Ihren Ausbauplänen fest. Dieses Geschäftsgebaren ist menschenrechtsverletzend, es ist unmoralisch, und es ist sozial völlig unverantwortlich, meine Damen und Herren!!!

•  Mit diesem Urteil stehen wir nicht alleine da. Denn nur 29% der Befragten sehen Fraport als Nachbarn, der seine Verantwortung für die Menschen ernst nimmt. Schlimmer konnte es für die Fraport AG nicht kommen. Die Menschen sind einerseits beeindruckt von Fraports wirtschaftlicher Potenz, der schieren Größe und nicht zuletzt von der Anzahl der Jobs am Flughafen. Gleichzeitig aber haben die Menschen auch Angst, dass sie von diesem mächtigen Unternehmen an die Wand gedrückt werden. Deshalb hat die Mehrheit von ihnen kein Vertrauen in den guten Onkel von nebenan. An dieser Stelle zitiere ich erneut aus der denkwürdigen Rede von Dr. Wolfgang Kappus, Ex-Präsident der IHK-Offenbach, von 12.08.2001: „Die Fraport AG ist ein mächtiges Wirtschaftsunternehmen, das sich mit Hilfe seiner monopolistischen Marktposition und seiner speziellen Eigentumsverhältnisse über das Interesse der Allgemeinheit oder zumindest beachtlicher Minderheiten hinwegsetzen möchte, und zwar aus egoistischen und individualwirtschaftlichen Gründen.“ Das ist die Wahrheit vom guten Nachbarn, meine Damen und Herren!!!!!!!!!

Den größten und massivsten Schlag gegen die Region aber hat der Vorstand der Fraport AG in der letzten Woche mit dem Terminal 3 geführt. Mit zwei Gefälligkeitsprognosen im Rücken haben diese ideologisch verblendeten Wachstumsfundamentalisten keinen Zweifel daran gelassen, dass sie - angeblich alternativlos - ihre maßlosen und raumunverträglichen Expansionspläne gegen alle rechtlichen und politischen Bedenken aggressiv und rücksichtslos durchsetzen wollen!!! Sehenden Auges sind sie bereit, eine ganze Region einem gemeinwohlschädlichen Geschäftsmodell zu opfern!!! Obwohl der Vorstand den Krach nicht in den Griff bekommt, nimmt er billigend in Kauf, dass der raumunverträgliche Ausbau noch mehr Menschen gesundheitlich schädigt und auf Dauer krankmacht!!! Für seine Monopolinteressen riskiert der Vorstand sogar Kollateralschäden in der heimischen Wirtschaft in Milliardenhöhe, weil tagtäglich nicht nur die Leistungsfähigkeit, Belastbarkeit, Konzentration und Kreativität der Beschäftigten unter dem Krach leiden, sondern am Ende auch deren Wertschöpfung!!!

Meine Damen und Herren, die Fraport AG will in der 1. Liga der Weltflughäfen mitspielen, kann aber ihre kostspieligen Expansionspläne nicht aus ihrem Kerngeschäft allein heraus finanzieren, so Fraportchef Schulte in der Wirtschaftswoche vom 11. Oktober 2011: „Keine Frage, die Läden sind wichtig. Ohne deren Einnahmen wären große Investitionen wie die neue Landebahn nicht finanzierbar.“ Damit wird eines ganz klar: Die Drehkreuzfunktion des Frankfurter Flughafens ist für das Geschäftsmodell der Fraport AG von existentieller Bedeutung. Das Drehkreuz wird unbedingt gebraucht, um noch mehr Umsteigerverkehr nach Frankfurt zu lotsen, um noch mehr potentielle Käufer durch die Marktplätze zu schleusen und um noch mehr Kaufkraft abzuschöpfen für die Finanzierung der raumunverträglichen Ausbaupläne. Und gleichzeitig schaufelt die Fraport AG mit dem wachsenden Umsteigerverkehr aber auch immer noch mehr Krach in die Region, meine Damen und Herren!!!

Fraports Geschäftsmodell funktioniert nach einem ganz einfachen Prinzip: Den Rahm für das Unternehmen und die Magermilch für die Region. Deshalb fordern wir endlich einen gerechten Lastenausgleich, Deckelung der Flugbewegungen, Lärmobergrenzen und ein wasserdichtes Nachtflugverbot von 22:00 bis 06:00 Uhr. Das wäre dann wenigstens ein Lärmminderungsprogramm, das seinen Namen verdient, und nicht dieser angekündigte Lärmverschiebebahnhof!!! Und was die Prognosen angeht. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Fraport AG mit ihren Prognosen völlig daneben gelegen hätte. Wenn's schief geht, zahlen zuerst die Beschäftigten bei Fraport und am Ende die hessischen Steuerzahler, also wir alle, die Zeche. Und auch das ist dann angeblich alternativlos. Wann endlich begreifen denn die Verantwortlichen, dass für die Mobilitätsbedürfnisse der Region dieser überdimensionierte Flughafen nicht gebraucht wird?????

Ich komme zum Schluss:

Macht macht arrogant, und Übermacht macht überheblich. Zitat von Ex-OB Petra Roth: „Jeder hat das demokratische Recht wegzuziehen." Zitat von Dr. Stefan Schulte in der FR vom 17. September: „Heute sind weniger Menschen als vorher massiv von Fluglärm betroffen…In der Summe sind wir jedoch leiser geworden.“ Und Gipfel des Zynismus aus seinem aktuellen HR-Interview zum Terminal 3: „Gebäude machen keinen Lärm.“ Letztes Zitat: „Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie Kuchen essen.“ Dieser dümmliche, arrogante und menschenverachtende Satz an die Adresse der hungernden Bevölkerung hat der Königin Marie Antoinette während der französischen Revolution am Ende den Kopf gekostet. Hochmut kommt vor dem Fall, meine Damen und Herren. Auch bei uns in Hessen muss der Tag kommen, an dem im Vorstand der Fraport AG die Köpfe rollen, damit endlich wieder Frieden in der Region eintritt!!!

Darauf trinke ich jetzt!!! Prost!!!


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Bündnis der Bürgerinitiativen
Kein Flughafenausbau - Für ein Nachtflugverbot von 22 - 06 Uhr