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23. Februar 2015, Frankfurter Flughafen, Terminal 1

Einhundertachtundzwanzigste Montagsdemo


Ingrid Wagner für Gudrun Beumer-König

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

mit Bestürzung erfahren wir aus Nauheim, dass unsere treue Mitstreiterin Gudrun Beumer-König nach kurzer schwerer Krankheit gestorben ist. Drei Jahre kam sie hierher zum Terminal 1 um mit uns zu demonstrieren. Sie ist auch die Verfasserin der nachfolgenden Rede. Bevor ich anfange, möchte ich eine Schweigeminute einlegen, um ihrer zu Gedenken. Wir werden sie nicht vergessen. Ihre Rede will ich im wesentlichen unverändert nunmehr halten:

Schon lange überfällig ist es, sich den neuen Vorstandsvorsitzenden des Deutschen Lufthansa-Konzerns anzuschauen. Wer ist dieser Carsten Spohr, der in der letzten Hauptversammlung im April zum Vorstandsvorsitzenden gewählt wurde? Wenn man sich seinen Lebenslauf ansieht, durch und durch Lufthanseat und wenn man den PR-Apparat sich anschaut, durch und durch ein Gutmensch. Ist er das wirklich?

Geboren 1967 in Wanne-Eickel, Ruhrgebiet, studierte er Wirtschaftswissenschaften und ließ sich als Pilot auf dem A320 ausbilden. Eine Lizenz, die er heute noch hat. Er war 3 Jahre Assistent bei Jürgen Weber, das ist der, der die neue Landebahn forderte und bekam, die wir mit unserer Gesundheit, mit unserer Lebensqualität und möglichem früheren Tod bezahlen. Carsten Spohr wurde innerhalb des Konzerns aufgebaut und als Kronprinz gehandelt.

Er wohnt mit Frau und 2 Töchtern in München. Ist es ihm hier zu laut und die Luft nicht sauber genug? Muss er 2 Stunden vor Abflug am Flughafen sein, um seinen Arbeitsplatz in Frankfurt zu erreichen und um alle Sicherheitskontrollen zu durchlaufen? Sicher nicht. Anders als sein Vorgänger, Christoph Franz, den man immer nur jammern hörte, sieht man Carsten Spohr immer nur grinsen.

Uns, die wir unter den Flugrouten leiden, ist das Lachen längst vergangen, denn die DLH muss sparen – zu Lasten der Bevölkerung unter den Flugrouten. Da greift uns Herr Spohr ganz mächtig in die Tasche, sei es durch Subventionen, die der Konzern erhält, sei es, dass Steuern nicht erhoben werden, sei es, dass die tatsächlichen Kosten nicht in den Flug-Preis eingerechnet werden. Sei es, dass die besonders lauten Flachstarts gemacht werden, die Kerosin sparen und uns daher als „ökologisch wertvoll“ verkauft werden.

Wie abscheulich ist das denn? Er führt sich auf wie ein absoluter Herrscher in einer Monarchie. Vergessen wird dabei, dass wir Bürgerinnen und Bürger in Rhein-Main nicht dem Königreich Lufthansa angehören. Dennoch befiehlt uns König Carsten, wann wir aufzustehen haben, wann wir das Haus verlassen können - ohne Gehörschutz in den Ohren, wann wir zu Bett gehen können. Wie lange Kinder schlafen dürfen. 6 Stunden Mediationsnacht sind definitiv zu wenig.

Vergessen wird dabei, dass neben dem Königreich Lufthansa in Frankfurt und rundum noch viele andere Hoheitsgebiete sprich: Industrien und Arbeitgeber gibt. Da sind die Banken – Frankfurt die Deutsche Bankenmetropole, da ist Industrie im Industriepark Höchst und all die vielen kleinen Handwerker und Kleinunternehmer. Schott in Mainz, Opel und Hyundai in Rüsselsheim und Offenbach. Ich bin sicher, jeder der hier Anwesenden kann einen Konzern nennen, der hier als großer Arbeitgeber vertreten ist und der in derselben Liga spielt wie die DLH.

Herr Spohr, sie lassen sich loben, wie Sie den DLH-Konzern wieder auf Gewinnkurs bringen wollen. Sie müssen sparen. Es werden Arbeitsplätze abgebaut, Verträge zu schlechteren Bedingungen abgeschlossen – Arbeitsplätze ins Ausland verlagert. Neue Gesellschaften gegründet, Mitarbeiter dort hineingestopft und die haben dann nach einer Übergangszeit schlechtere Bedingungen. Das entspricht nicht dem Job-Motor Flughafen, mit dem wir hier ständig erpresst werden „denkt an die Arbeitsplätze“. Das ist menschenverachtend.

Das ist der Kapitalismus pur.

Beispiel LSG: - Die Tochter Lufthansa Service Gesellschaft, kurz LSG hat gedroht, vom Arbeitgeberverband Luftverkehr zu dem der Vereinigung des Verkehrsgewerbes Hessen zu wechseln. Man nennt dies gemeinhin „Tarifflucht“. Nach dem Tarif des neuen Verbandes werden geringere Löhne bezahlt und weniger Urlaub gewährt.

Das Rechenzentrum des Lufthansa ist an IBM verkauft worden – mit geringerer Entlohnung für die Mitarbeiter und Abbau von Stellen. Aber das ist der Weg zur Billigmarke.

Der Kranich ist ganz schön zerrupft. Auch noch eine Frage, warum sind die Hauptversammlungen der Deutschen Lufthansa eigentlich in Hamburg? Der Hauptsitz der Gesellschaft ist in Köln, die Vorstände sitzen in Frankfurt. Warum also Hamburg? Sitzen in Frankfurt zu viele frustrierte Mitarbeiter? – EDV – LSG? In Köln – ausgelagerte Mitarbeiter an die im niedrigeren Lohnniveau arbeitenden German Wings? Fürchtet der Kranich unseren Protest? Gestöhnt wird über die Kosten, die Lufthansa eigentlich zu tragen hätte und dann wird gelobt, was man alles an aktivem Schallschutz tut. Wenn es mal 1 dB leiser wird – dann wird da ein Geschrei gemacht, damit es auch jeder hört, damit unser Lärm am Flughafen noch übertönt wird. Und was sind 1 dB? Nichts.

Gelobt wird seit Einführung der neuen Landebahn die Pünktlichkeit der DLH, es ging also gar nicht um Kapazität! Doch Pünktlichkeit ist kein Argument den Ausbau durchzusetzen. Es lohnt sich, zu schauen, was gesagt und was gemeint wird.

Nein Herr Spohr – Sie sind kein toller Typ – Sie und viele Ihre Mitarbeiter verletzten die Menschenrechte. Nicht „nonstop you“ – sondern: we will stop you!

Ingrid Wagner:
Ich darf der Rede von Gudrun Beumer-König noch kurz folgendes hinzufügen: Es gibt noch zahlreiche weitere Indizien für das „Wirken“ des Herrn Spohr: Die Lufthansa legt keinerlei Wert auf lärmarme Flugzeuge: Sie hat als eine von nur 5 Fluggesellschaften zum Schnäppchenpreis 19 Exemplare der extrem lauten B747-8 erworben, während andere Fluggesellschaften schon lange auf die zwar teurere, aber nicht ganz so laute B777 setzen; die Entgelte für die Bodenabfertigung in Frankfurt wurden auf Druck der Lufthansa gesenkt, obwohl dieser Bereich nach wie vor dicke rote Zahlen schreibt und subventioniert werden muss; auch die Anteilseigner, die Aktionäre der LH bekommen „ihr Fett weckt“ – die Dividende wird in diesem Jahr ausfallen.

Das Terminal 3 wünscht sich Spohr nicht deswegen, weil es wegen Kapazitätsengpässen benötigt wird, sondern um seiner Firma das attraktive Terminal 1 zu sichern und die Wettbewerber nach dort abschieben zu können. Nochmals: Ein toller Typ, dieser Herr Spohr!

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