Mörfelden-Walldorf, 06. März 2018


Käte und Walter Raiss, Urgesteine der Protestbewegung, 2006 bei einem BI-Fest in Kelsterbach

Großer Verlust: Käte Raiss tot

Einen großen Verlust hat die Protestbewegung gegen den Ausbau und die Umweltbelastungen des Rhein-Main-Flughafens erlitten: Käte Raiss aus Mörfelden-Walldorf ist tot. Sie zählte seit Jahrzehnten zu den renommiertesten und allseits beliebten Spitzenvertreterinnen dieses Protestes. Käte Raiss starb am Sonntag, 4. März, im Alter von 87 Jahren. Die Trauerfeier findet am Mittwoch, 21. März, 14 Uhr, auf dem Friedhof des Stadtteils Walldorf statt.

Über Jahrzehnte hinweg hatte die am 4. Mai 1930 Geborene gemeinsam mit ihrem – 2014 verstorbenen – Ehemann Walter Raiss von der ersten Stunde an mit an der Spitze der Protestbewegung gestanden. Bis zuletzt nahm sie trotz Krankheit regen Anteil an der Auseinandersetzung um den Frankfurter Flughafen.

Politisch schon in den 1950-er Jahren beim Protest gegen die Wiederbewaffnung und früh zunehmend auch für den Umweltschutz-Gedanken aktiv stieß die engagierte Christin bereits in den 1970-er Jahren zu der Protestbewegung und den Bürgerinitiativen, damals vor allem gegen den Bau der Startbahn West. Auf ungezählten Veranstaltungen und Demonstrationen war sie dabei. Das Haus der Familie Raiss, ein mittelständischer Steinmetz-Betrieb, wurde unter anderem bei der Einleitung und Organisation des Volksbegehrens gegen die Startbahn West (im Jahr 1981) zu einem Zentrum der Protestbewegung und Bürgerinitiativen. In ihrem Wohnzimmer wurde damals auch der lokale BUND gegründet.

Von 1980 bis 2005 hatte sie den Vorsitz des den lokalen christlichen Kirchengemeinden nahestehenden Förderkreises Hüttenkirche inne. Maßgeblich war sie am Erhalt dieses aus dem einstigen Protestdorf im Flörsheimer Wald als einziges Bauwerk übrig gebliebenen Zeitzeugnisses und seinem Wiederaufbau am Vitrolles-Ring beteiligt. Darüber hinaus war Käte Raiss aber von 1985 an auch kommunalpolitisch in Mörfelden-Walldorf tätig als Stadtverordnete und ehrenamtliches Magistratsmitglied der Grünen Bürgerliste und der Grünen. 2009 wurde sie gemeinsam mit Ehemann Walter mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, was ein wenig auch als Würdigung des gesellschaftspolitischen Engagements der gesamten Protestbewegung verstanden wurde.

Käte Raiss wurde über ihr vielfältiges Engagement und den kraftvollen, oft zeit- und kräftezehrenden Einsatz hinaus aber auch vor allem für ihre liebenswürdige, bescheidene und menschliche Art geschätzt. Vielen stand sie auch in ihn konkreten und schwierigen Lebenslagen mit Rat und Tat zur Seiten – und dies alles während eines auch beruflich arbeitssamen Lebens.

Walter Keber

Mit dem Bundesverdienstkreuz 2009 ausgezeichnet: Käte und Walter Raiss, gemeinsam mit Mitstreitern/innen, im Landratsamt Groß-Gerau 



Bilder und Text: Walter Keber

Bilder in Abdruckqualität können über den Fotografen Walter Keber
(Tel.: 06142 504915, Mobil 0170 110 9789, E-Mail: wkeber@t-online.de) bezogen werden.

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